
Zusammenfassend:
- Instinktive Panikreaktionen wie falsches Lenken oder zögerliches Bremsen sind die Hauptursache für Unfälle bei Nässe.
- Wahre Kontrolle entsteht durch das bewusste Antrainieren von Gegenreflexen: eine maximale Bremsung, eine gezielte Blickführung und das Verständnis für die Fahrbahnoberfläche.
- Die gefährliche „Target Fixation“ (aufs Hindernis starren) lässt sich durch aktives Training überwinden, indem man den Blick bewusst auf den Fluchtweg richtet.
- Bei Aquaplaning ist die einzig richtige Reaktion, nichts zu tun: auskuppeln, Lenkrad gerade halten und das Fahrzeug rollen lassen.
Jeder Fahrer kennt diesen Moment. Ein plötzlicher Wolkenbruch, die Straße glänzt verräterisch, und das Fahrzeug fühlt sich für einen Wimpernschlag seltsam leicht an. In diesem Augenblick entscheidet nicht die Motorleistung oder das Alter des Autos über Sicherheit oder Unfall, sondern allein die Reaktion des Gehirns hinter dem Lenkrad. Die meisten Ratgeber erschöpfen sich in Banalitäten wie „langsam fahren“ oder „Abstand halten“. Das ist die Basis, aber es ist keine Lebensversicherung, wenn das Fahrzeug bereits die Haftung verliert.
Die harte Wahrheit ist: Instinktive Reaktionen sind bei Glätte und Nässe fast immer falsch. Sie führen zu den entscheidenden Metern, die den Bremsweg verlängern, oder zu der falschen Lenkbewegung, die das Fahrzeug endgültig aus der Bahn wirft. Die wahre Kunst des sicheren Fahrens unter Extrembedingungen liegt nicht im Zögern, sondern im Gegenteil: in der Fähigkeit, antrainierte, fast militärisch präzise Gegenmanöver abzurufen. Es geht darum, das Gehirn neu zu programmieren, um die kognitiven Fallen zu umgehen, die in einer Notsituation zuschnappen.
Dieser Leitfaden ist kein weiterer Appell zur Vorsicht. Er ist eine taktische Anleitung eines Fahrinstruktors. Wir werden die psychologischen und physikalischen Ursachen für den Kontrollverlust zerlegen und Ihnen die konkreten, trainierbaren Handlungen vermitteln, die Sie vom passiven Opfer der Umstände zum aktiven Manager der Situation machen. Wir analysieren Panikreaktionen, die richtige Bremstechnik, die Tücke der Blickführung und die entscheidenden Unterschiede im Straßenbelag. Ziel ist es, Ihnen ein mentales Muskelgedächtnis zu vermitteln, das im Ernstfall Ihr Leben und das anderer schützt.
Für ein besseres Verständnis, wie ein Fahrzeug auf einer nassen Fahrbahn reagiert, insbesondere im Fall von Aquaplaning, bietet das folgende Video eine wertvolle visuelle Demonstration. Es zeigt eindrücklich, was passiert, wenn der Reifen den Kontakt zur Straße verliert und wie die richtige Reaktion aussieht.
Um diese lebensrettenden Techniken systematisch zu erlernen, führt dieser Artikel Sie durch die acht kritischsten Bereiche. Jeder Abschnitt baut auf dem vorherigen auf, um Ihnen ein vollständiges Bild und ein klares Handlungsprotokoll für jede Gefahrensituation bei Nässe und Glätte zu geben.
Inhaltsverzeichnis: So meistern Sie Nässe und Glätte
- Warum Panikreaktionen den Bremsweg um entscheidende Meter verlängern?
- Wie führt man eine Gefahrenbremsung ohne ABS-Regelbereich-Angst durch?
- Asphalt oder Kopfsteinpflaster: Welcher Belag reduziert die Haftung bei Regen um 50%?
- Der Lenkrad-Fehler, der bei einem Ausweichmanöver zum Überschlag führen kann
- Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Fahrsicherheitstraining nach dem Führerscheinerwerb?
- Warum fährst du genau dorthin, wo du eigentlich nicht hin willst (Target Fixation)?
- Wasserkeil unterm Reifen: Warum hilft Lenken nicht, wenn man aufschwimmt?
- Angstfrei Auto fahren: Wie überwindet man die Panik vor dem Einfädeln auf die Autobahn?
Warum Panikreaktionen den Bremsweg um entscheidende Meter verlängern?
Die „Schrecksekunde“ ist mehr als nur ein geflügeltes Wort; sie ist eine messbare Katastrophe. In dieser einen Sekunde des Zögerns, des falschen Entscheidens oder der reinen Lähmung legt ein Fahrzeug seine gefährlichsten Meter zurück. Laut Sicherheitsexperten legt ein Fahrzeug bei nur 50 km/h bereits 15 Meter in der Schrecksekunde zurück – eine Distanz, die oft den Unterschied zwischen einem sicheren Stopp und einem Aufprall ausmacht. Panik ist der Treibstoff dieser verlorenen Meter. Sie blockiert das logische Denken und aktiviert archaische, aber für den Straßenverkehr ungeeignete Flucht- oder Erstarrungsreflexe.
Der Schlüssel zur Überwindung dieser instinktiven Falle ist die Reflex-Konditionierung. Anstatt auf eine unvorhergesehene Gefahr unvorbereitet zu reagieren, müssen Sie Ihr Gehirn mit einem klaren „Wenn-Dann-Plan“ programmieren. Dieses mentale Training bereitet Sie darauf vor, die Panikphase zu überspringen und direkt in den Handlungsmodus zu wechseln. Es geht darum, eine bewusste Entscheidung im Voraus zu treffen, sodass die Ausführung im Ernstfall automatisch und ohne kognitive Überlastung geschieht.
Ein solcher Plan könnte lauten: „WENN das Fahrzeugheck ausbricht, DANN trete ich die Kupplung und lenke sanft und ohne Hektik gegen.“ Diese einfachen, aber fest verankerten mentalen Skripte sind das wirksamste Gegenmittel zur Panik. Sie wandeln unkontrollierbare Angst in ein kontrolliertes Manöver um und geben Ihnen die entscheidende Sekunde zurück, die Sie benötigen, um die Kontrolle zu behalten. Der Bremsweg beginnt nicht mit dem Druck auf das Pedal, sondern im Kopf des Fahrers.
Wie führt man eine Gefahrenbremsung ohne ABS-Regelbereich-Angst durch?
Viele Fahrer fürchten das stotternde, pulsierende Gefühl einer ABS-Bremsung. Sie interpretieren das Geräusch und die Vibration im Pedal fälschlicherweise als Zeichen eines Defekts oder als Grenzerfahrung des Fahrzeugs. Das ist ein fataler Irrtum. Dieses Pulsieren ist das Antiblockiersystem bei der Arbeit. Es ist das Geräusch der Kontrolle. Das ABS löst und schließt die Bremse bis zu 15 Mal pro Sekunde, um ein Blockieren der Räder zu verhindern und die Lenkfähigkeit zu erhalten. Wer aus Angst vor diesem Effekt den Fuß vom Pedal nimmt, verschenkt das wichtigste Sicherheitsfeature seines Fahrzeugs.
Eine korrekte Gefahrenbremsung mit ABS kennt nur eine Regel: maximale und sofortige Kraft. Treten Sie auf das Bremspedal, als wollten Sie es durch das Bodenblech stoßen. Zögern Sie nicht. Ignorieren Sie das Rattern und die Vibrationen. Halten Sie den Druck aufrecht, bis das Fahrzeug zum Stillstand kommt. Das ist es, wofür das System gebaut wurde. Jedes Zögern, jedes „stotternde Bremsen“ durch den Fahrer selbst verlängert den Bremsweg dramatisch. Auf nasser Fahrbahn kann der Bremsweg bis zu fünfmal so lang sein wie auf trockenem Asphalt, und nur eine volle ABS-Bremsung kann diesen Effekt minimieren.
Dieses Manöver muss in Ihr mentales Muskelgedächtnis übergehen. Suchen Sie sich einen sicheren, leeren Parkplatz nach einem Regenschauer und führen Sie eine Bremsprobe bei niedriger Geschwindigkeit (ca. 30 km/h) durch. Erleben Sie bewusst, wie sich eine Vollbremsung mit ABS anfühlt. Machen Sie sich mit dem Geräusch und der Vibration vertraut. Diese praktische Erfahrung ist der beste Weg, um die unbegründete Angst abzubauen und im Ernstfall instinktiv richtig zu reagieren.

Wie die Abbildung andeutet, ist die Technik darauf ausgelegt, maximale Reibung zwischen Reifen und nassem Asphalt zu erzeugen, während die Lenkbarkeit erhalten bleibt. Vertrauen Sie der Technik und nutzen Sie sie mit voller Entschlossenheit.
Asphalt oder Kopfsteinpflaster: Welcher Belag reduziert die Haftung bei Regen um 50%?
Nicht jeder nasse Untergrund ist gleich. Die Art des Straßenbelags hat einen dramatischen Einfluss auf die Haftung Ihrer Reifen. Eine der wichtigsten Fähigkeiten für aktives Risikomanagement ist das „Lesen“ der Straße vor Ihnen. Allgemein gilt, dass bei Nässe der Haftungskoeffizient der Reifen 1,5- bis 2-mal niedriger ist als auf trockenem Asphalt. Doch innerhalb dieser nassen Welt gibt es eine klare Hierarchie der Gefahr, die jeder Fahrer kennen muss.
Kopfsteinpflaster ist der größte Feind der Haftung. Die polierten, unebenen Steine bieten in Kombination mit Wasser eine extrem geringe Reibung. Die Haftung kann hier im Vergleich zu trockenem Asphalt um mehr als 50 % reduziert sein. Besonders gefährlich sind zudem nasse Fahrbahnmarkierungen und Kanaldeckel aus Metall, die sich wie Eisflächen verhalten können. Das vorausschauende Erkennen dieser Zonen und eine angepasste, sanfte Fahrweise sind überlebenswichtig.
Die folgende Tabelle zeigt eine klare Hierarchie der Gefahren durch verschiedene Fahrbahnbeläge bei Nässe. Sie dient als Leitfaden, um das Risiko auf Ihrer Route besser einzuschätzen.
| Fahrbahnbelag | Haftungskoeffizient bei Nässe | Gefährdungspotential |
|---|---|---|
| Offenporiger Asphalt (OPA) | 0,5-0,7 | Niedrig |
| Normaler Asphalt | 0,4-0,5 | Mittel |
| Kopfsteinpflaster | 0,25-0,35 | Hoch |
| Fahrbahnmarkierungen | 0,2-0,3 | Sehr hoch |
| Kanaldeckel/Metall | 0,15-0,25 | Extrem hoch |
Der sicherste nasse Belag ist offenporiger Asphalt (OPA), auch „Flüsterasphalt“ genannt. Seine Struktur leitet Wasser effektiv ab und sorgt für eine vergleichsweise gute Haftung. Doch verlassen Sie sich nie blind darauf. Die oberste Regel bei Nässe lautet: Passen Sie Ihre Geschwindigkeit und Ihre Manöver immer an den schwächsten Untergrund an, den Sie auf Ihrer Strecke erwarten.
Der Lenkrad-Fehler, der bei einem Ausweichmanöver zum Überschlag führen kann
Wenn ein Fahrzeug bei Nässe ausbricht, ist die erste instinktive Reaktion vieler Fahrer, hektisch am Lenkrad zu reißen. Genau diese Überkorrektur ist jedoch oft der Auslöser für die eigentliche Katastrophe. Ein zu starker und zu schneller Lenkeinschlag in die Gegenrichtung kann das Fahrzeug ins Schlingern bringen und im schlimmsten Fall zu einem Überschlag führen. Das Auto wird durch die abrupte Gewichtsverlagerung destabilisiert und unkontrollierbar.
Ein leitender ADAC Fahrsicherheitstrainer fasst das Kernproblem im ADAC Ratgeber prägnant zusammen:
Das Überkorrigieren ist der eigentliche Feind – nicht die erste Lenkbewegung, sondern die zu heftige Gegenreaktion bringt das Fahrzeug ins Schlingern.
– ADAC Fahrsicherheitstrainer, ADAC Fahrsicherheitstraining Ratgeber
Die korrekte Reaktion ist kontraintuitiv: Sie erfordert Disziplin und Sanftheit inmitten des Chaos. Wenn das Fahrzeug in einer Kurve ausbricht, lautet die Devise: fest auf die Bremse treten (das ESP und ABS regeln lassen) und das Lenkrad nur mit minimalen, sanften Impulsen korrigieren. Oft reichen wenige km/h Tempoabbau, um die Haftung wiederherzustellen. Die Grundlage für diese feinfühlige Kontrolle ist die korrekte Lenkradhaltung. Ihre Hände gehören in die „9-und-3-Uhr-Position“. Nur so haben Sie den maximalen Hebel und die feinste Kontrolle für präzise Lenkbewegungen, ohne sich zu verknoten.

Diese Haltung ist nicht verhandelbar. Sie ist die ergonomische und dynamische Basis für jede Form der Fahrzeugkontrolle, insbesondere in kritischen Situationen. Die Hände bleiben am Lenkrad, auch beim Gegenlenken, um eine flüssige und kontrollierte „Gefahren-Choreografie“ zu ermöglichen, anstatt eines panischen Reißens.
Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Fahrsicherheitstraining nach dem Führerscheinerwerb?
Der Führerschein ist kein Abschlusszeugnis, sondern eine Eintrittskarte. Die Fahrschule vermittelt die Regeln, aber die Fähigkeit, ein Fahrzeug in Extremsituationen zu beherrschen, wird dort kaum gelehrt. Ein Fahrsicherheitstraining ist daher keine Option für unsichere Fahrer, sondern eine absolute Notwendigkeit für jeden, der seine Überlebenschancen im Straßenverkehr aktiv erhöhen will. Die Frage ist nicht ob, sondern wann.
Die Antwort von Experten ist eindeutig: Ein Training sollte idealerweise 6 bis 12 Monate nach dem Führerscheinerwerb stattfinden. Dieser Zeitpunkt ist strategisch perfekt gewählt. Als Fahranfänger haben Sie bereits erste eigene Erfahrungen gesammelt und eine gewisse Routine entwickelt. Gleichzeitig haben sich aber noch keine tiefsitzenden, falschen Gewohnheiten verfestigt. Das Gehirn ist noch aufnahmebereit und formbar für die korrekten Reflexe, die im Training vermittelt werden.
Ein Fahrsicherheitstraining, wie es beispielsweise vom ADAC angeboten wird, ist eine Investition, die sich unmittelbar auszahlt. Bei Kosten, die für Mitglieder oft zwischen 99 und 139 Euro liegen, lernen Sie in einer sicheren Umgebung, wie sich Ihr Fahrzeug bei einer Vollbremsung, bei Aquaplaning oder beim Ausbrechen des Hecks verhält. Sie trainieren die richtigen Reaktionen unter Anleitung von Profis, bis sie ins Muskelgedächtnis übergehen. Dies baut nicht nur reale Fähigkeiten auf, sondern reduziert auch die Angst, da das Unbekannte zur beherrschbaren Erfahrung wird. Es richtet sich an alle – vom Anfänger über den Gelegenheitsfahrer bis zum Vielfahrer, denn die Physik ist für alle gleich.
Warum fährst du genau dorthin, wo du eigentlich nicht hin willst (Target Fixation)?
Es ist eines der tückischsten Phänomene im Straßenverkehr: die Zielbindung, auch bekannt als Target Fixation. Diese kognitive Falle beschreibt die unbewusste Tendenz von Menschen, ihr Fahrzeug genau dorthin zu lenken, wohin sie blicken. Taucht plötzlich ein Hindernis auf – ein Stein auf der Straße, ein liegengebliebenes Auto –, starren viele Fahrer aus Schreck darauf. Das Gehirn fixiert die Gefahr, und die Hände folgen dem Blick unweigerlich. Man fährt genau auf das Objekt zu, das man um jeden Preis vermeiden wollte. Dieses Phänomen ist besonders bei Motorradfahrern gut dokumentiert, gilt aber für alle Fahrzeugführer.
Die Target Fixation ist ein mächtiger, tief verwurzelter Reflex. Ihn zu durchbrechen, erfordert bewusstes Training der Blickführung. Der Grundsatz ist einfach, aber seine Umsetzung erfordert Disziplin: Schau niemals auf die Gefahr, sondern immer auf den Ausweg. Ihr Gehirn braucht ein positives Ziel, einen Fluchtweg, eine Lücke. Sobald Sie das Hindernis wahrgenommen und als Gefahr identifiziert haben, muss Ihr Blick sofort aktiv dorthin wandern, wo Sie hinfahren wollen – in die Lücke neben dem Hindernis, auf den Standstreifen, in den freien Raum.
Die Überwindung der Target Fixation ist eine der wichtigsten mentalen Fähigkeiten für das Überleben im Straßenverkehr. Es ist der Unterschied zwischen einer Kollision und einem eleganten Ausweichmanöver. Mit dem folgenden Plan können Sie diesen lebensrettenden Reflex systematisch trainieren.
Ihr Aktionsplan: Die Gegenstrategie zur Target Fixation
- Gefahr erkennen & Blick lösen: Sobald Sie ein Hindernis identifizieren, zwingen Sie sich bewusst, den Blick sofort davon zu lösen. Akzeptieren Sie, dass es da ist, aber machen Sie es nicht zum Zentrum Ihrer Aufmerksamkeit.
- Fluchtweg anvisieren: Suchen und fixieren Sie mit Ihren Augen aktiv den freien Raum, die Lücke, durch die Sie fahren wollen. Ihr Ziel ist der sichere Weg, nicht das Hindernis.
- Kopf und Körper ausrichten: Drehen Sie Ihren Kopf und sogar leicht Ihren Oberkörper in die gewünschte Fahrtrichtung (den Fluchtweg). Ihre Hände und das Fahrzeug werden dieser Ausrichtung folgen.
- Peripheres Sehen nutzen: Nehmen Sie das Hindernis nur noch aus den Augenwinkeln wahr. Es dient lediglich als Referenzpunkt, den Sie umfahren, aber es ist nicht mehr Ihr Ziel.
- Im Alltag trainieren: Üben Sie diese Technik bei jeder Kurvenfahrt. Fixieren Sie nicht den Kurvenrand vor Ihnen, sondern blicken Sie bewusst und frühzeitig zum Kurvenausgang. So wird die korrekte Blickführung zur Gewohnheit.
Indem Sie Ihre Blickführung disziplinieren, geben Sie Ihrem Gehirn und damit Ihrem Fahrzeug klare, positive Anweisungen. Sie lenken dorthin, wo Sie hinschauen. Sorgen Sie also dafür, dass Sie auf die Rettung schauen, nicht auf die Gefahr.
Wasserkeil unterm Reifen: Warum hilft Lenken nicht, wenn man aufschwimmt?
Aquaplaning ist der Moment, in dem Sie vom Fahrer zum Passagier werden. Es ist der physikalische Zustand, bei dem sich ein Wasserkeil zwischen Reifen und Fahrbahn schiebt und das Fahrzeug buchstäblich aufschwimmt. Der direkte Kontakt zur Straße geht verloren. Das Erschreckende daran: Dies kann schon bei geringen Geschwindigkeiten und niedriger Wassertiefe passieren. Die Aufschwimmgeschwindigkeit liegt bereits zwischen 75 bis 85 km/h bei einer Wasserfilmdicke von nur 7 Millimetern. Bei abgefahrenen Reifen oder Spurrillen auf der Fahrbahn tritt dieser Effekt noch früher ein.
Sobald Ihr Fahrzeug aufschwimmt, sind Lenk- und Bremskräfte wirkungslos. Der Reifen hat keine Haftung mehr, um diese Befehle umzusetzen. Der häufigste und gefährlichste Fehler in dieser Situation ist, panisch zu lenken. Wenn Sie das Lenkrad einschlagen, während die Räder keinen Bodenkontakt haben, passiert zunächst nichts. Sobald die Reifen jedoch wieder Haftung finden – und das kann abrupt geschehen –, reißt das Fahrzeug brutal in die Richtung des Lenkeinschlags. Ein Ausbruch oder Schleudern ist die fast unausweichliche Folge.
Die einzig korrekte und lebensrettende Reaktion bei Aquaplaning ist daher die schwerste von allen: absolut nichts tun.
- Fuß vom Gas: Sofort und ohne Ausnahme.
- Kupplung treten: Dies entkoppelt den Antrieb von den Rädern und verhindert, dass Brems- oder Beschleunigungsmomente des Motors das Fahrzeug destabilisieren. Bei einem Automatikgetriebe gilt: Fuß sanft vom Gas nehmen, aber die Fahrstufe nicht wechseln.
- Lenkrad gerade halten: Keine Lenkbewegungen! Halten Sie das Lenkrad fest und gerade in Fahrtrichtung.
- Nicht bremsen: Eine Bremsung auf den schwimmenden Rädern ist wirkungslos und erhöht die Gefahr des Blockierens, sobald die Haftung zurückkehrt.
Lassen Sie das Fahrzeug rollen und an Geschwindigkeit verlieren, bis Sie spüren, dass die Reifen wieder Kontakt zur Fahrbahn haben. Erst dann können Sie wieder vorsichtig lenken und bremsen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vertrauen Sie der Technik: Bei einer Gefahrenbremsung treten Sie das Bremspedal mit voller Kraft durch und ignorieren das Pulsieren des ABS. Es ist das Geräusch Ihrer Rettung.
- Blick auf den Ausweg: Trainieren Sie sich an, niemals auf das Hindernis zu starren (Target Fixation), sondern immer aktiv die Lücke, den Fluchtweg, zu suchen und zu fixieren.
- Die Kunst des Nichtstuns: Bei Aquaplaning ist jede Aktion falsch. Kupplung treten, Lenkrad gerade halten und das Fahrzeug rollen lassen, bis die Haftung zurückkehrt.
Angstfrei Auto fahren: Wie überwindet man die Panik vor dem Einfädeln auf die Autobahn?
Das Einfädeln auf die Autobahn ist für viele Fahrer, insbesondere für unsichere, der Inbegriff von Stress. Es ist eine komplexe Gefahren-Choreografie, die in Sekundenbruchteilen eine Einschätzung von Geschwindigkeiten, Abständen und Lücken erfordert. Diese Überforderung führt oft zu Panik, die sich in zwei gefährlichen Verhaltensweisen äußert: entweder zu zögerliches Beschleunigen und ein Fast-Stillstand am Ende des Beschleunigungsstreifens oder ein blindes, rücksichtsloses Hineinziehen in den fließenden Verkehr.
Die Lösung liegt, wie so oft, in der Struktur und dem Training. Anstatt die Situation als ein unüberschaubares Chaos zu betrachten, zerlegen Sie sie in einen klaren, wiederholbaren Prozess. Die „3-Blick-Technik“ ist ein wirksames Mittel, um die Panik durch ein Handlungsprotokoll zu ersetzen:
- Blick 1 (Weit nach vorn): Ihr erster Blick geht auf dem Beschleunigungsstreifen weit nach hinten auf den fließenden Verkehr der Autobahn. So bekommen Sie ein erstes Gefühl für die Verkehrsdichte und die Geschwindigkeit.
- Blick 2 (Spiegel & Schulter): Ein kurzer, schneller Kontrollblick in den Innen- und Außenspiegel, gefolgt vom entscheidenden Schulterblick, um eine konkrete Lücke zu identifizieren.
- Blick 3 (Wieder nach vorn): Ihr Blick geht sofort wieder nach vorn, um Ihre Position auf dem Beschleunigungsstreifen zu kontrollieren und Ihre Geschwindigkeit exakt an die Lücke anzupassen, die Sie anvisiert haben.
Dieser Dreiklang wird mehrfach wiederholt und wandelt die komplexe Situation in handhabbare, trainierbare Schritte um. Es geht nicht darum, eine Lücke zu erzwingen, sondern darum, durch souveränes Beschleunigen ein Teil des fließenden Verkehrs zu werden. Das Reißverschlussverfahren ist, psychologisch betrachtet, ein kooperativer Akt, kein Kampf.
Die Angst vor dem Einfädeln ist im Grunde die Angst vor dem Kontrollverlust in einer schnellen, dynamischen Situation. Indem Sie diese Situation durch ein klares, trainiertes Manöver ersetzen, nehmen Sie der Angst ihre Macht. Sie agieren statt zu reagieren und beweisen sich selbst, dass Sie die Situation beherrschen. Jeder erfolgreiche Einfädelvorgang nach diesem Schema stärkt Ihr Selbstvertrauen und baut das mentale Muskelgedächtnis weiter auf.
Sie haben nun das Wissen über die korrekten Reaktionen. Der nächste und entscheidende Schritt ist, dieses Wissen in eine physische Fähigkeit zu verwandeln. Suchen Sie aktiv nach einem Fahrsicherheitstraining in Ihrer Nähe, um diese Manöver unter sicheren Bedingungen zu trainieren und sie zu einem unerschütterlichen Teil Ihres fahrerischen Könnens zu machen.
Häufige Fragen zum Fahren bei Nässe
Was passiert beim Aquaplaning physikalisch?
Aquaplaning bezeichnet das Aufschwimmen des Reifens auf dem Wasser einer nassen Fahrbahn. Die Wassermassen schieben sich wie ein Keil zwischen Straßenbelag und Autoreifen. Die Reifen verlieren den direkten Kontakt zur Straße und können Lenk- oder Bremsimpulse nicht mehr wirksam übertragen.
Warum ist Lenken bei Aquaplaning gefährlich?
Wenn Sie zu lenken versuchen und Ihre Reifen wieder Bodenkontakt bekommen, kann Ihr Auto durch die verrissene Lenkung unbeherrschbar werden und stark beschädigt werden.
Was ist die richtige Reaktion bei Aquaplaning?
Nicht lenken, nicht bremsen, nicht beschleunigen, keine hektischen Fahrmanöver. Fahrzeug ausgekuppelt rollen lassen, Lenkrad gerade halten. Bei Automatik: Fahrstufe nicht wechseln, Fuß behutsam vom Gas nehmen.